Bereits zum. 25. Mal fanden heuer die European Heritage
Days statt. Österreich nahm erstmals 1997 (mit Oberösterreich) daran teil,
ab 1998 mit dem ganzen Land unter dem Namen „Tag des Denkmals“. Heuer stand der
Event unter dem Motto „Feuer und Flamme“. Mit 36 Objekten ist das kleine
Vorarlberg besonders gut vertreten unter den österreichischen Bundesländern.
Nur die viel größeren Länder wie Wien und Oberösterreich boten mehr
denkmalgeschützte Objekte zur Besichtigung an. In Vorarlberg bildete die
Landeshauptstadt Bregenz den heurigen Programmschwerpunkt des Denkmaltages.
Dementsprechend möchte ich heute auch darüber berichten. Ich präsentiere Euch
hier einen Streifzug durch Bregenz und berichte über jene Objekte, die ich gestern
selbst besucht habe. Freilich gibt es noch viele weitere, die ebenso sehr
interessant sein können. Hier schildere ich persönliche Eindrücke und nicht
einen umfassenden Überblick über alle gestern stattfindenden Aktionen in
Bregenz.
(Palais Thurn und Taxis)
Bereits am Vormittag ging es in die Gallusstraße zu dem
schönen, auch von der Straße aus gut einsehbaren, Palais Thurn und Taxis. Besonders
sehenswert ist der 16000 Quadratmeter große Park, der über exotische Bäume (und
Baumriesen) verfügt. Dieser Park gehört zu den herausragendsten in der gesamten
Bodenseeregion und steht seit 1929 unter Schutz. Damals hatte sich eine
Bürgerinitiative vehement für den Erhalt der Anlage eingesetzt. Der
Bürgermeister samt Stadtrat planten den Park der Erweiterung des angrenzenden
Friedhofes weichen zu lassen. Daraus wurde nichts, dafür wurde ein Durchgang
vom Friedhof zum öffentlich zugänglichen Park gebaut.
(Parkanlage des Palais’
Thurn und Taxis)
(Martinsturm)
Der
Martinsturm in der Oberstadt bildet eines der Wahrzeichen der Landeshauptstadt
Bregenz. Mit seinem markanten Zwiebelturm ist er schon von weitum erkennbar.
Ursprünglich diente er als Getreidespeicher, wurde später aufgestockt und im
Untergeschoß eine Kapelle eingerichtet. Von der einstigen Befestigungsanlage
von Bregenz stehen noch drei, der ursprünglich vier Türme (der Martinsturm ist
einer davon). Der Schalkturm wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts wegen
baufälligkeit abgerissen.
(Brunnen mit Statue des Minnesägers Hugo von Montfort)
Die Ursprünge
der Stadt Bregenz liegen weit in vorrömischer Zeit. Schon unter den Kelten
bestand hier eine Ansiedlung, die Römer romanisierten deren Name und machten
daraus Brigantium. 1076 wurde die Stadt vom St. Galler Abt im Zuge des
Investiturstreites niedergebrannt. Die ersten „Grafen von Bregenz“ waren die
Udalrichinger, die bereits mit Karl dem Großen verschwägert waren und aufgrund
ihrer Tradition, den ältesten Sohn stets „Ulrich“ zu nennen, zu ihrem
Geschlechtsnamen kamen. Auf die Udalrichinger folgten die bekannten Montforter,
einer Seitenlinie der Pfalzgrafen von Tübingen, die dafür bekannt waren, dass
sie sich bei Erbstreitigkeiten oft in verschiedene Linien aufspalteten. So
trennten sie sich unter anderem auch in die Linien Montfort-Feldkirch und Montfort-Bregenz.
Einer der
Landesheiligen Vorarlberg ist der in Bregenz geborene Heilige Gebhard. Einer
hartnäckig sich haltenden Legende zufolge wurde er auf Burg Hohenbregenz auf
dem Gebhardsberg geboren. Das ist zwar eine schöne Legende, auch der Name des
Berges ließe sich damit gut erklären, doch entspricht sie nicht den
historischen Tatsachen. Gebhard wurde auf der Burg Bregenz, die dort lag, wo sich
heute das Bundesdenkmalamt befindet, geboren.
(Ansitz Grünholz)
Im Zuge
des Tags des Denkmals wurde auch eine sehr schöne Stadtwanderung zu den
Edelsitzen von Bregenz angeboten. Dabei wurde etwa über die bekannte Familie Deuring
berichtet, die aufgrund ihres wirtschaftlichen Erfolges in den Adelsstand
erhoben wurde und fortan das „von“ im Namen tragen durfte. Reich geworden waren
sie einerseits mit Weinanbau (der bis ins 16. Jahrhundert hinein blühte) und
durch die Produktion von und den Handel mit Rebstecken. Millionen davon wurden
aus den Wäldern des Bregenzerwaldes gefertigt und über den Bodensee zu den
Weingärten Süddeutschland befördert.
Weiter
ging es durch die schöne Oberstadt hinauf zum Mildenberg. Dort konnten
zuerst die Ansitze Grünholz und ein auf der anderen Seite stehende
ehemalige Amtsgebäude der Habsburger Vögte bestaunt werden. Weiter ging es zum
Anwesen Lössler unterhalb des Hanges, der zum Pfänder hinauf führt.
(Ansitz Lössler)
Das
Anwesen Schedler hat eine bewegte Geschichte. Hier befand sich einst ein
Wirtshaus der Lindauer Familie Walser, die dieses unter dem Namen „Walsertal“
führten (hat freilich nichts mit den beiden Talschaften in Vorarlberg zu tun). In
Laufe seiner Geschichte war es auch die Außenstelle des Klosters Weingarten bei
Ravensburg und diente ebenso als Benefiziathaus (Benefiziat ist ein von der
Bevölkerung finanzierter Priester).
(Ansitz Schedler)
Weiter
ging die Wanderung vorbei an schönen Villen und Anwesen, mit schöner Aussicht
auf die Stadtpfarrkirche St. Gallus bis zum Schlösschen Raczynski,
dem Höhepunkt des Rundganges.
(Schlösschen Raczynski)
Das Schlösschen Raczynski
wurde in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts von einem polischen Fürsten
gleichen Namens, erbaut. Es wird erzählt, als der Fürst mit seiner Frau über
den Bodensee auf Bregenz zu gefahren sei, sei der Fürstin dieser Ort sogleich
ins Auge gestochen und sie habe sich gewünscht hier zu wohnen. Daraufhin wurde
das Schlösschen errichtet. Es war bereits mit einer zentralen Warmwasserheizung
ausgestattet und verfügte damals über den neuesten Stand der Technik. Später
erwarben es die Dominikanerinnern und errichteten eine Mädchenschule. Während
des Zweiten Weltkrieges diente es als Lazarett. Ab 1946 bis heute gehört es
wieder den Dominikanerinnen – der Schultrakt, der von ihnen betriebenen
Mädchenschule Marienberg, befindet sich etwas unterhalb des
Schlösschens. Der romantische Bau kann auch privat gemietet werden – besonders
gerne wird er für Hochzeiten gebucht.
Ideals Wetter, angenehme
Temperaturen und ein reichhaltiges Angebot and Kulturobjekten machten den
heurigen Tag des Denkmals zu einem schönen Erlebnis. Der Termin für nächstes
Jahr, am 25. September (2016), ist schon vorgemerkt.
Euer Bergfuchs