Den
meisten Vorarlbergern ist er ein Begriff, über die Landesgrenzen hinaus ist er
weniger bekannt. Trotzdem steht er im Ländle in einer Reihe mit
Freiheitskämpfern wie Dr. Anton Schneider oder Bernhard Riedmiller. Die Rede
ist vom in Rankweil geborenen Lehrer Josef Sigmund Nachbauer.
Die
Familie Nachbauer stammte ursprünglich aus der Berggemeinde Fraxern, siedelte
jedoch schon vor Sigmunds Geburt (der zweite Name war früher der Rufname) nach
Rankweil um. Hier wurde Sigmund am 16. Februar 1759 geboren. 1777 wurde er der
erste Lehrer der Dorfschule von Rankweil-Brederis, eine Stelle, die er bis zum
Vorarlberger Aufstand von 1809 innehatte. Er heiratete 1790 Maria Elisabeth
Köchle aus Altenstadt und hatte mir ihr drei Kinder.
Neben
seinen Lehrertätigkeiten erfüllte er etliche öffentliche Aufgaben. So war er
Beisitzer beim Landgericht Rankweil-Müsinen, Quartiermeister in Brederis
während der Koalitionskriege, Gemeinderat in Rankweil und Vorsteher der
Ortsteils Berderis.
Schon
während des ersten Koalitionskrieges trat Nachbauer 1796 der
Feldkirch-Rankweiler Schützenkompanie bei und kämpfte mit dieser gegen das
Vordringen der Franzosen ins Rheintal. Dabei zeichnete er sich bereits durch
besonderen Eifer und Tapferkeit aus, die ihm auch von offizieller Stelle
bestätigt wurde. Unter Nachbauer kam es zur Gründung einer eigenständigen
Rankweiler Schützenkompanie, die sich nun von den Feldkirchern löste, mit denen
sie bis dahin verbunden gewesen war. Nach einem kurzen Frieden brach der Krieg
1798 erneut aus. Im Zuge dieses zweiten Koalitionskrieges gegen Frankreich
wurde die Lage für Vorarlberg prekär, denn die Schweiz (als Helvetische
Republik) war mit Frankreich verbündet und französische Truppen überschritten
den Rhein. Am 22. und 23. März 1799 kam es zu den heftigsten Kämpfen, die
jemals in Vorarlberg ausgetragen wurden: die Kämpfe um die strategisch wichtige
Stadt Feldkirch. Die Landstände hatten eine starke Landesverteidigung
aufgebaut, brauchten jedoch noch die Unterstützung österreichischer
Linientruppen, um den Gegner wirkungsvoll von einer Einnahme des Landes
abhalten zu können.
Anfang
März hatten die Franzosen den Rhein bei Bad Ragaz überquert und hatten den
Luziensteig genommen. General Oudinot (der Marschall Massena unterstand)
überquerte bei Bendern den Rhein, worauf es sogleich mit den Rankweiler und
Bludenzer Schützen am Schellenberg zu Kämpfen kam. Schon drangen die Franzosen
in den Raum Feldkirch vor, konnten aber vorerst noch auf Nendeln zurückgeworfen
werden. Dann trat eine zweiwöchige Pause ein, bis die Franzosen am 22. März
erneut den Angriff wagten: Nachbauer war inzwischen zum Kommandanten der
Rankweiler Schützen geworden. Der Angriff erfolgte über den Schellenberg und
über Tisis zugleich. Es kam im gesamten Gebiet um den Blasenberg bis zur Letzte
zu heftigen Kämpfen. Eine Schlüsselstelle war dabei der Margarethenkapf, auf
dem Nachbauer selbst befehligte uns es gelangt die Franzosen vom Vordringen in
die befestigte Stadt Feldkirch abzuhalten. Am 23. März war der Kampf
entschieden und die Franzosen zogen sich nach Nendeln zurück. Die Verluste
beliefen sich bei den Franzosen auf etwa 3000 Mann, bei den Österreichern waren
es etwa 900.
Bereits
ein Jahr später, 1800, kam es zu erneuten Kämpfen mit den Franzosen, die von
Norden her im Rheintal eingefallen waren und bis Rankweil und Altenstadt kamen,
wo sich ihnen die Rankweiler Schützen entgegenstellten. Nach heftigen Kämpfen
konnten die Franzosen auf Götzis zurückgeworfen werden. Nichtsdestotrotz
konnten die Vorarlberger Schützen gegen sie längerfristig nichts ausrichten, da
die regulären kaiserlichen Truppen nach Tirol abgezogen worden waren, um dort
einen Einfall der Franzosen zu bekämpfen. Vorarlberg wurde besetzt uns blieb es
bis zum Frieden von Lunéville 1801.
Als
1805 der dritte Koalitionskrieg ausbrach, war Vorarlberg von Norden her durch
Bayern bedroht, das sich Napoleon angeschlossen hatte. Es kam jedoch zu keinen
ernsthaften Kämpfen auf Landesgebiet mehr. Erneut gewann Frankreich mit seinen
Verbündeten den Krieg und Vorarlberg kam im Zuge des Friedens von Preßburg
zusammen mit Tirol an Bayern.
Die
Bayernherrschaft brachte gewaltige Umbrüche in der Verwaltung des Landes.
Jahrhundertealte Strukturen wurden aufgelöst, Traditionen ohne Kompromiss
beseitigt und das Land „modernisiert“, was auf heftigen Widerstand großer Teile
der Bevölkerung (vor allem am Land) führte und einer der Gründe für den
Aufstand von 1809 werden sollte. Zudem wurden die allgemeine Wehrpflicht und
neue Steuern eingeführt, was für großen Unmut sorgte.
Napoleon
hatte einen Großteil Europas unterworfen, doch als 1808 sich die spanische
Bevölkerung erhob, keimte auch andernorts die Hoffnung auf Befreiung auf, unter
anderem auch in Vorarlberg. Der erneute Ausbruch des Krieges zwischen
Österreich und Frankreich, sorgte auch hier für ein Aufflammen der
patriotischen Stimmung, da die Bevölkerung dem Haus Habsburg immer noch stark
verbunden war. In Tirol war der Aufstand ausgebrochen und Vorarlberg schloss
sich an. Die Landstände organisierten sich, Sigmund Nachbauer organisierte die
Kompanien im Oberland. Anfang Mai besetzten die Freiheitskämpfer Lindau, woran
auch Nachbauer beteiligt war. Der Aufstand wurde jedoch bald niedergeschlagen.
Nichtsdestotrotz rief Nachbauer und andere die gesamte Bevölkerung im Land zum
Widerstand und zur Befreiung auf. Dieses Bestreben blieb jedoch erneut
erfolglos.
Als
der Aufstand endgültig niedergeschlagen war, floh Nachbauer in die Schweiz und
kurz darauf nach Tirol. Dort hoffe er Unterstützung von Andreas Hofer zu
bekommen, was dieser jedoch aufgrund der ungünstigen Kriegslage ablehnen
musste. Als er im November 1809 nach Vorarlberg zurückkehrte, wurde Nachbauer
verhafte und vor ein Sondergericht in Lindau gestellt. Auf Ersuchen der
Landstände wurde er bald wieder auf freien Fuß gesetzt, verlor jedoch all seine
Ämter und durfte nicht mehr als Lehrer tätig sein. In den kommenden Jahren
blieb Nachbauer in Vorarlberg und erhielt eine jährliche Rentenzahlung des
Wiener Hofes.
Als
1813 sich ganz Europa gegen Napoleon erhob, gab es auch in Vorarlberg Kräfte,
die sich erneut für einen Aufstand gegen Bayern stark machten. Sigmund
Nachbauer ist erneut verdächtig. Am 4. April wird er von den bayrischen
Behörden verhaftet und nach München gebracht. Am 25. August wird er, bereits
schwer krank, nach Ingoldstadt verlegt,
wo er in Gefangenschaft am 25. Oktober stirbt. Dort wurde er auch begraben. Der
bayrische Staatsminister Mongelas hatte, nachdem Bayern mit Frankreich
gebrochen hatte, am 21. Oktober die Freilassung Nachbauers angeordnet. Diese
kam jedoch erst nach dem Tod Nachbauers in Ingoldstadt an. Im Juni 1814 wurde
Vorarlberg wieder an Österreich zurückgegeben, ein glücklicher Umstand, den
Nachbauer nicht mehr erleben durfte.
Nachbauers
Heimatgemeinde würdigt ihren Helden noch immer durch ein Denkmal und einer nach
ihm benannten Straße und dem Platz vor der Brederiser Kirche. Auch die Volksschule
in Brederis trägt seinen Namen. Auf dem Veitskapf bei Feldkirch steht ein
Denkmal in Form eines Obelisken, das 1899 zur Hundertjahrfeier der Kämpfe dort
errichtet wurde und an die Schlacht um Feldkirch, erinnert.
Euer
Sokrates
Photo:
Sigmund-Nachbauer-Denkmal Rankweil – Quelle: Wikipedia
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