Dienstag, 23. Februar 2016

Der „Zimbapfarrer“ Gebhard Wendelin Gunz



In Vorarlberg kennt man ihn noch heute unter der Bezeichnung „Zimbapfarrer“, jenen Geistliche, dessen bedeutendste Wirkungsstätte in der zu Feldkirch gehörenden Fraktion Tisis lag, der mit seiner Bergbegeisterung und seinen über 400 Besteigungen des „Vorarlberger Matterhorns“, der Zimba, landauf, landab zur Berühmtheit geworden war: Gebhard Wendelin Gunz.

 

Gebhard Wendelin Gunz wurde am 15. November 1881 in Altach als Sohn eines Lehrers geboren, wo er die ersten Jahre seines Lebens verbrachte. Er wuchs später in Nüziders auf, wo sein Vater eine Schulleiterstelle innehatte, besuchte als kluger Junge das Gymnasium in Feldkirch und studierte im Anschluss zuerst Naturwissenschaften in Graz. Später entschied er sich, einer inneren Berufung folgend, Priester zu werden und trat in das Priesterseminar in Brixen ein. 1906 hielt er seine Primiz in Nüziders, würde später Seelsorger in Gisingen, Göfis und Altach. Im ersten Weltkrieg diente er als Feldpriester an der Südfront gegen Italien. 1919 wurde er schließlich Pfarrer von Tisis, das damals noch eine selbständige Gemeinde war (erst 1925 wurde sie Teil von Großfeldkirch) – ein Posten, den er bis zu seinem Tod innehatte.  

 

Neben seinen seelsorgerlichen Tätigkeiten waren es vor allem zwei Bereiche in denen sich Gunz große Verdienste erworben hat: 1.) in der Heimatkunde und 2.) in der Alpinistik.

 

Zu Lebzeiten gehörte Gunz zu den herausragendsten Kennern sowohl der Geschichte als auch der Geographie des Landes Vorarlberg. Schon in frühester Jugend war er ein begeisterter Bergsteiger und machte so manche Erstbesteigung, vor allem im Bereich er Silvretta, die Vorarlberg, Tirol und das Schweizerische Graubünden verbindet. Sein absoluter Lieblingsberg war und blieb die Zimba, jener wunderschöne 2645 Meter hohe Berg im Rätikon zwischen Brand und Vandans. Gunz fühlte sich mit dem Berg, den er 1908 zum ersten Mal bestieg, nach eigenen Angaben, wie auf ewig verheiratet. Bis kurz vor seinem Tod hat er ihn mehr als 400 Mal bestiegen und das zu jeder Tages- und Nachtzeit, im Sommer, wie auch im Winter. Auf Betreiben von Gunz wurde auf der Zimba auch das erste Gipfelkreuz errichtet, eine damals noch sehr beschwerliche Angelegenheit, da es noch keine Helikopter zum Materialtransport gab und alles Material manuell auf den Gipfel gebracht werden musste. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges zeichnete sich Gunz durch besondere Hartnäckigkeit aus, indem er die französische Besatzung dazu brachte alle Alpenvereinshütten in Vorarlberg, die beim Einmarsch allesamt beschlagnahmt worden waren, wieder freizugeben (damit war Vorarlberg das erste Bundesland in dem solches geschah). Von 1945 bis 1956 war Gunz Obmann des Österreichischen Alpenvereins – Sektion Vorarlberg.

 

Bekannt wurde Gunz aber auch dadurch, dass er als sehr leutseliger Mitbürger, seine Mitmenschen an seinen Bergabenteuern reichlich teilhaben ließ. So veranstaltete er im ganzen Land unzählige Dia-Vorträge, in denen er über seine Gipfelsiege und die Vorarlberger Bergwelt auch den Städtern und weniger bergsteigerisch ambitionierten Leuten einen Einblick in die Schönheit dieser wunderschönen Freizeitbeschäftigung gab.

 

Die zweite Große Leidenschaft bestand für Gunz in der Heimatkunde und dabei besondern in einigen wichtigen Sammlungen. So stammt ein großer Teil der Waffensammlung in der Schattenburg in Feldkirch aus der Privatsammlung von Pfarrer Gunz, die dieser dem Museum vermacht hatte. Auch hat sich Gunz als Heraldiker im Ländle einen Namen gemacht. Er setzte sich zeitlebens für die Erhaltung historischer Bauten und Sammlungen ein. So ist es seinem unablässigen Bemühen zu verdanken, dass die Tostner Burg nicht dem Verfall preisgegeben wurde (als Obmann des Heimatkunde und Museumsvereins Feldkirch war ihm dies ein großes persönliches Anliegen). Auch während des NS-Regimes setzte sich Gunz ganz besonders für die Schattenburg und deren Sammlungen ein, die ansonsten wohl als „Plunder“ ein übles Schicksal erlitten hätten. Auch gegenüber den Franzosen konnte Gunz sehr entschieden auftreten und Wertvolles aus der Geschichte retten, was ansonsten wohl unwiederbringlich verloren gegangen wäre. In der Zwischenkriegszeit und auch nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen zahlreiche Publikationen von Gunz, die teilweise große Beachtung fanden und womit er sich einen Namen in der Vorarlberger Landesgeschichte machte.

 

Gunz war ein sehr menschenfreundlicher Geselle, der sich leicht Zugang zu den Herzen der Menschen verschaffte, ein äußerst mutiger und fleißiger Gelehrter, der selbstlos im Dienste seiner Mitmenschen und seiner Heimat stand. Zudem verschaffte ihm sein ehrliches und geradliniges Wesen den Ruf eines „körigen“ Mannes, was in Vorarlberg schon beinahe einem Adelsprädikat gleichkommt.

 

Pfarrer Gunz starb am 14. Juli 1956 in Schruns-Gauenstein, im Alter von 75 Jahren. Seine Beerdigung auf dem alten St.-Michaels-Friedhof in Tisis wurde zu einem landesgeschichtlichen Ereignis. Mit über 3000 Besuchern erreiche der Trauerzug eine Länge, die man nur bei ganz wenigen Beerdigungen in Feldkirch jemals gesehen hatte. Im Herzen und in der Erinnerung vieler Vorarlberger lebt der „Zimbapfarrer“ bis heute fort, auch wenn die Zahl der Menschen, die ihn noch persönlich gekannt haben, freilich immer geringer wird.

 

Heuer im Juli jährt sich sein Todestag zum 60. Mal. Und auch wenn wir längst in einer anderen Zeit leben, in der die technische Ausrüstung am Berg einen ganz anderen Standard erreicht hat, als zu Gunz’ Zeiten, so ist doch auch heute noch in den Bergen der Mensch selbst der wichtigste Faktor. Denn auch die beste Ausrüstung kann mangelnde Erfahrung und körperliches Können nicht wettmachen. Pfarrer Gunz hat beides in beeindruckendem Maße besessen und ist den Bergfexen von heute noch immer in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. In diesem Sinne möge so mancher von uns, wenn er auf dem Gipfel eines stolzen Berges steht, des Pfarrer Gunz’ gedenken und so manchen Dank aussprechen für die Leistungen, die er für die berg- und heimatliebende Gemeinde im Laufe seines Lebens erbracht hat.

 

 

Euer Bergfuchs

 

 

Montag, 15. Februar 2016

Funkenwochenende 2016 im Ländle


Jedes Jahr am ersten Wochenende in der Fastenzeit wird’s im Ländle feurig. Überall landauf landab werden die so genannten „Funken“ errichtet, aus Holz aufgeschichtete Türme von teilweise beachtlicher Höhe, die am Abend unter reger Beteiligung der Bevölkerung angezündet werden, und das Austreiben des Winters symbolisieren sollen. Der Winter wird dabei durch eine lebensgroße Puppe, die „Hexe“, dargestellt, die mit explosivem Material gefüllt ist und dementsprechend mit einem heftigen Knall (so zumindest der Plan) ihr „Ableben“ findet.


Die Ursprünge des Funkenabbrennens sind recht strittig. Manche meinen es handle sich dabei um einen heidnischen Brauch, der aus der grauen Vorzeit herstamme. Feuer zur Winter- und zur Sommernsonnenwende sind diesbezüglich ja wohlbekannt und schon seit sehr früher Zeit nachgewiesen. Auch gab es bei den alten Kelten den Brauch einen „Weidenmann“ aufzustellen, eine große aus Weidenruten gebaute Figur in Mannesgestalt, die mit Stroh und Menschen (!) gefüllt war und dann als Opfer für die Götter rituell verbrannt wurde.


Eine andere Ansicht geht davon aus, dass der Funken wohl eher vom katholischen Christentum herstamme. Tatsache ist jedenfalls, dass das Funkenabbrennen sich nicht zu allen Zeiten der heutigen Popularität erfreute. So wurde der Brauch etwa in der Zwischenkriegszeit nur sehr eingeschränkt ausgeübt und in einigen Teilen des Landes gab es ihn zu dieser Zeit überhaupt nicht.


Die Bilder heuer stammen vom Funken des Feldkircher Stadtteils Tisis, der eine Höhe von 22 Metern hatte. Trotz Regens war viel Volk erschienen und ließ sich das Spektakel nicht entgehen. Zuerst wurde durch die Ansprache der „Funkenhexe“ wieder so mancher Dorfgenosse durch den Kakao gezogen. Dann ging es ans „Abfackeln“: Schnell bahnten sich die Flammen den Weg nach oben, erreichten die Hexe, die bald mit einem lauten Knall zerbarst. Im Anschluss gab es wieder das traditionelle Feuerwerk, das heuer ohne Probleme ablief. Letztes Jahr hatte es hier leider eine Panne gegeben und die Besucher mussten etwas enttäuscht nachhause gehen, da das Feuerwerk abgesagt werden musste. Heuer kamen alle auf ihre Kosten.


Bis zum Funkenabbrennen im nächsten Jahr.


 

Euer Bergfuchs

 

P.S.: Über das Funkenwochenende in Vorarlberg habe ich bereits 2013 und 2014 geschrieben. Die heutigen Informationen sind als Ergänzung zu diesen Posts zu betrachten.