Im
Feldkircher Stadtteil Tosters liegt eine der größten Burganlagen in
Westösterreich. Der gut restaurierte und imposant-wuchtige, 27 m hohen, Bergfried
ist zu jeder Jahreszeit (Belaubung des Waldes) bereits von weitem erkennbar und thront friedvoll über
den Häusern von Tosters. Ich habe bereits in einem früheren Beitrag eine
Wanderung beschrieben, dich auch zur Tostern Burg führt: siehe dazu hier.
Heute möchte ich etwas über die Geschichte dieser Anlage schreiben.
(Der Bergfried der Tostner Burg)
Die
erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft Tosters fand bereits am 30. Jänner
1045 statt, in einer von Kaiser Heinrich III. für das Schweizer Kloster
Schännis ausgestellten Urkunde, welches zur damaligen Zeit einige Besitzungen
im heutigen Vorarlberg hatte. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Tosters noch keine
Wehranlagen. Dies änderte dann in der Mitte des 13. Jahrhunderts mit der
Erbauung der Tostner Burg (um 1260) durch die Grafen von Montfort (Graf Hugo
II.), die zu Beginn dieses Jahrhunderts auch die Stadt Feldkirch selbst
gegründet hatten und eine Seitenlinie der Pfalzgrafen von Tübingen darstellen
und mit ihren verschiedenen Familienlinien den größten Teil des Rheintals
(beide Seiten) beherrschten.
(Die Ãœberreste des Palas)
Auch
wenn bislang keine älteren Anlagen auf dem weiten Burgareal nachgewiesen werden
könnten, gibt es die begründete Vermutung, dass es bereits vor dem 13.
Jahrhundert erste Befestigungen gegeben haben könnte. Einerseits spricht die
exponierte und gut zu vereidigende Lage auf einem Felsen über dem Tal dafür,
andererseits umfasst die lange Ringmauer ein überaus großes Gebiet, das weit
über die Notwendigkeit und Üblichkeit solcher Burganlagen aus jener Zeit
hinausreicht.
(Außenmauer des Palas beim Eingang zur Burganlage)
Im
14. Jahrhundert kam es dann zu mehreren Besitzerwechsel. Zuerst erwarb das
Geschlecht der Fürstenberg 1362 die Anlage. Bereits 1389 jedoch erwarb die
Stadt Feldkirch die Burg aber sie sogleich als Pfand dem Haus Toggenburg
übergeben. Anfang des 15. Jahrhunderts, im November 1405, wurde die Anlage in
den Appenzellerkriegen mithilfe von damals modernstem Kriegsgerat (va.
Belagerungsmaschinen) bis auf den großen Turm vollständig zerstört. Nach der
Zerstörung erfolgte der teilweise Wiederaufbau (vor allem des Palas). Herzog
Friedrich von Tirol löste das toggenburgische Pfand aus und übergab die Burg wieder
der Stadt Feldkirch.
(Eingangstor zur Tostner Burg)
Ab
dem späten 15. Jahrhundert wechselten die Besitzen sehr oft (unter anderem: die
Tratzberger und Gienger aus Hall, Grafen von Hohenems, Jonas aus Götzis) und die
Burg diente wiederholt als Pfand. In der Zwischenzeit verfiel sie ab Anfang des
17. Jahrhunderts immer mehr, wurde 1838/39 erstmals teilweise restauriert (nur
er Bergfried) und gelangte 1905 in den Besitz von Erzherzog Franz Ferdinand von
Österreich (jener, der 1914 in Sarajewo ermordet wurde). Damals stattete der
Erzherzog der kleinen Ortschaft Tosters (die damals noch selbständig war und
nicht zur Stadt Feldkirch gehörte) einen Besuch ab und erkundete seinen Besitz
ganz im Westen der Monarchie.
(Blick von der Burganlage auf Toster und im Hintergrund Gisingen)
Mitten
im Ersten Weltkrieg, 1915, erwarb der Tisner Pfarrer Josef Häusle aus dem
Besitz von Max Fürst von Hohenberg die Ruine. 1935 wurde die Tostner Burg an den
Heimatpflege- und Museumsverein Feldkirch verkauft, der noch heute Eigentümer
der Anlage ist. Seither hat die Burg etliche Restaurierungen erfahren, die
letzte 2015, so dass dieses Kleinod uns noch lange erhalten bleibt. Wir können
nur hoffen, dass auch zukünftige Generationen sich für ihr historisches Erbe
derart einsetzen werden.
In
den Jahren 2014/15 wurden umfangreiche archäologische Ausgrabungs- und
Vermessungsarbeiten durchgeführt, die, wie man hört, zu einigen neuen
Erkenntnissen geführt haben sollen. Auf die Ergebnisse können wir gespannt
sein.
Euer
Bergfuchs
P.S.:
Über die Baugeschichte der Tostner Burg gibt es ein ausführliches Kapitel im Buch
„Tosters – Eine Dorfgeschichte“, Herausgeber Heimatkundeverein Tosters, 2002.
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